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Mediendienst 3
Melancholie an Feiertagen und Winterdepression: Dagegen kann man etwas
tun!
Berlin, 6.12.2005 Gerade an Feiertagen wie
Weihnachten und Sylvester sind Viele traurig. Natürlich trifft dies vor
allem auch, aber nicht nur alleinstehende, einsame Menschen. Niedergeschlagenheit,
Antriebslosigkeit, Rückzug, Müdigkeit, Unausgeglichenheit und eine insgesamt
gedrückte Stimmungslage können Symptome einer saisonal abhängigen Depression
(SAD) sein. War die Frage früher umstritten, ob es so etwas wie die "Winterdepression"
oder den "November-Blues" überhaupt gibt, so ist seit rund 20 Jahren ein
Zusammenhang zwischen Lichtmangel und einer bestimmten Art von Depression
erwiesen. Alleine in Deutschland drücken die kürzeren Tage mit verhangenem
Himmel in Grau-in-Grau bei 800.000 Menschen so auf die Stimmung, dass
ihre Lebensqualität deutlich beeinträchtigt ist. Die gute Nachricht: Gegen
die Winterdepression kann man etwas unternehmen! Und gegebenenfalls stehen
auch wirksame Behandlungsmethoden zur Verfügung.
Hauptursache der saisonal abhängigen Depression ist Lichtmangel. Denn
unter Einfluss von Licht produziert der Körper verstärkt "Glückshormone"
(Endorphine). Bei ausreichend Licht wird zudem vermehrt der stimmungsaufhellende
Boten-stoff Serotonin ausgeschüttet. Ein Mangel an Serotonin spielt bei
der Entstehung der Depression eine wichtige Rolle. Hingegen wird in dunklen
Wintermonaten vermehrt der Botenstoff Melatonin produziert, der eher schlapp
und müde macht, weil er für den Schlaf-Wach-Rhythmus zuständig ist. Eigentlich
ist es "natürlich", dass der Körper im Winter auf "Sparflamme" schaltet,
aber unsere heutige Lebensweise lässt solche Ruhephasen kaum noch zu.
Andererseits haben Forscher auch bei manchen Tieren vermehrte Ängstlichkeit
und Depressivität bei Lichtmangel festgestellt. Wohl dem, der Winterschlaf
halten kann?
Frauen erleiden vier mal häufiger eine saisonal abhängige Depression als
Männer. Aber für beide gilt: Es kann so weit kommen, dass sie eigentlich
gar nicht aufstehen wollen und keine Kraft mehr haben für normale Alltagstätigkeiten.
Zur Vorbeugung und Bekämpfung der Winterdepression gibt das
Berliner Bündnis gegen Depression
zahlreiche Tipps:
* Körperliche Aktivität im Freien
Es ist enorm hilfreich, sich auch an bewölkten und regnerischen Tagen
vom Beginn des Herbstes an bis in die Frühjahrsmonate tagsüber regelmäßig
draußen aufzuhalten. Selbst an diesen grauen Tagen ist das natürliche
Tageslicht drei- bis viermal stärker als die Beleuchtung in Räumen. Daher
empfiehlt es sich, sich regelmäßig im Freien zu bewegen, etwa durch Radfahren
oder Spaziergänge.
Sport steigert das psychische Wohlbefinden durch Ausschüttung von verschiedenen
körpereigenen Glückshormonen und Stimmungsaufhellern. Gerade in der dunklen
Jahreszeit können entsprechende sportliche Aktivitäten in Form von Jogging,
Walking, Radfahren oder Skilanglauf kleine Wunder bewirken.
Wer die Möglichkeit dazu hat, für den können Aufenthalte in südlichen
Ländern das Auftreten einer Winterdepression verhindern. Tatsächlich kommt
die SAD zum Beispiel in Alaska sehr häufig, aber am Mittelmeer kaum vor.
* Ernährung
Eine ausgewogene Ernährung wirkt sich ebenfalls positiv auf die Stimmungslage
aus.
In der Weihnachtszeit werden Nüsse gegessen, und in vielen Familien bedeuten
Linsen zu Sylvester Glück. Derlei Traditionen haben durchaus einen gesundheitlichen
Sinn: Das wichtige Magnesium ist unter anderem in Bananen, Linsen, Nüssen
und Trockenfrüchten enthalten. Kohlehydratreiche Lebensmittel wie Nudeln
und Kartoffeln enthalten das stimmungsaufhellende Serotonin. Auch vor
allem Bitterschokolode ist zu empfehlen. Generell enthalten Süßigkeiten
stimmungsfördernde Stoffe; aus bekannten anderen Gesundheitsgründen sollten
sie jedoch in Maßen genossen werden.
* Gegen die Einsamkeit
Zwar kann die SAD jeden treffen. Doch einsame Menschen sind besonders
in Gefahr, an Festtagen zu denen Andere fröhlich feiern in eine Depression
zu geraten. Vielfältige Aktivitäten und soziale Kontakt beugen hier vor,
und zwar garantiert! Dazu gehören etwa Nachbarschaftsinitiativen, das
Einladen von Bekannten und Verwandten zu sich nach Hause, Vereine, Theater-
oder Museumsbesuche, der Besuch von Vorträgen oder Reisen. Wichtig ist
es selbstverständlich, sich rechtzeitig, also vor Festtagen, um Kontakte
zu bemühen, um eben Einsamkeit möglichst wenig aufkommen zu lassen.
Alle anderen hier aufgeführten Maßnahmen gelten mindestens im selben Maße.
Ein Beispiel: Wenn jemand schon die Weihnachtstage alleine verbringen
muss, sollte er nach dem Motto handeln: "Gutes Essen macht gute Laune".
Das Vernachlässigen sozialer Kontakte kann im übrigen ein Symptom der
Depression sein diesen "Teufelskreis" gilt es zu durchbrechen. Und es
stimmt, dass im Alter die Depressionsanfälligkeit steigt. Aber gerade
ältere Menschen können dagegen etwas tun, in dem sie solche Tipps so weit
beherzigen, wie es ihnen möglich ist.
* Lichttherapie
Bei der für leichtere bis mittelschwere Winterdepressionen geeigneten
Lichttherapie sitzt der oder die Betroffene zwei Wochen lang täglich vor
Sonnenaufgang und nach Sonnenuntergang jeweils maximal eine Stunde vor
einem Lichtgerät mit etwa 2.500 Lux (internationale Einheit für Beleuchtungsstärke).
Bei stärkeren Lichtwänden kann die tägliche Zeit entsprechend verkürzt
werden. Durch die Lichttherapie bei spezialisierten Ärzten und Kliniken
wird die Beleuchtungszeit des Tages verlängert.
* Gegebenenfalls moderne Medikamente
Bei mittel bis schwereren Depressionen ist eine medikamentöse Behandlung
erforderlich. Entgegen anders lautenden Gerüchten und gelegentlichen Berichten
sind moderne Antidepressiva sehr wirksam und verträglich. Mit solchen
vom Arzt auf den Einzelfall abgestimmten Mitteln kann man auch einem Rückfall
vorbeugen. Zu erwägen sind ferner psychotherapeutische Behandlungsverfahren.
* Gut gemeint ist nicht immer gut
Ratschläge können auch erschlagen. "Reiß' Dich zusammen" ist beim "Winter-Blues"
eine genauso wenig hilfreiche Äußerung wie bei allen anderen Formen der
Depression.
Denn es gilt: Depressionen sind ernst zu nehmen aber sie sind auch behandelbar!
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