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Mediendienst 2
(05)
Volkskrankheit Depression: Ist Vorbeugung möglich?
Die Depression ist eine weit verbreitete Krankheit wie viele andere
auch, aber mit einigen Besonderheiten:
Ihre Bedeutung vor allem für Betroffene und Angehörige, aber auch
im Hinblick auf die gesellschaftlichen Kosten, wird erheblich unterschätzt.
Depressionen sind mittlerweile Volkskrankheit Nummer eins, noch vor Herzinfarkt
und Diabetes zum Beispiel.
Jeder fünfte Bundesbürger bekommt mindestens einmal in seinem Leben eine
Depression.
Über die Ursachen gibt es zahlreiche Missverständnisse, die sich
zum Beispiel in dem Rat ausdrücken, man müsse sich "nur zusammen reißen".
Und: Menschen mit Depressionen werden weiter stigmatisiert, ausgegrenzt.
Zu den fatalsten Vorurteilen gehört, dass gegen Depressionen
"kein Kraut gewachsen" sei. Dabei können über 80 Prozent
der Depressionen erfolgreich behandelt werden.
Bei einer Krankheit mit derart schweren Folgen für die Lebensqualität,
die sozialen Kontakte und die Arbeitsfähigkeit bis hin zu zahlreichen
vermeidbaren Selbsttötungen stellt sich die Frage: Können
wir nicht etwas tun, bevor eine Depression überhaupt "ausbricht"?
Die erste Maßnahme
ist: WISSEN!
Das Berliner Bündnis gegen Depression hat es sich zur Aufgabe gemacht,
über Ursachen und Behandlungsmöglichkeiten zu informieren.
Es gibt zahlreiche seelisch-soziale, aber auch biologische Faktoren,
die eine Depression verursachen oder auslösen können. Allerdings ist es
nicht immer einfach, eine momentane Verstimmung von einer leichteren Depression
die sich verschlimmern kann zu unterscheiden. Denn eine Depression
kann sich zum Beispiel auch hinter körperlichen Beschwerde verstecken.
Das Ausschalten depressionsfördernder Faktoren ("primäre Prävention")
ist zugegebenermaßen der schwierigste Teil der Vorbeugung. Denn der Verlust
eines nahen Angehörigen zum Beispiel lässt sich ja nicht einfach "weg
reden". Aber immerhin gibt es Einiges, das helfen kann. Dazu gehören Aktivitäten
(etwa: Hobbys) und die Pflege sozialer Kontakte sowie besonders auch Sport.
Und das Wichtigste: Rechtzeitig Scham überwinden und professionelle Hilfe
suchen!
Denn eine möglichst frühzeitige Diagnose und Therapie ("sekundäre
Prävention") ist entscheidend, um die Krankheit bestmöglich "in den
Griff zu kriegen". Und eine genaue Beobachtung und Wahrnehmung früher
Krankheitsanzeichen hilft auch zur "tertiären Prävention", der
Vermeidung von Rückfällen.
Was können Freunde
und Angehörige tun,
wenn Sie Anzeichen einer Depression wahrnehmen?
° Zuhören, sich Zeit nehmen, vor allem dem Freund/Angehörigen
Zeit lassen aber nicht zuviel Zeit, bis der/die Betroffene eine(n)
Therapeuten/in aufsucht.
° Bedingungsfrei akzeptieren, was und wie es von Depressiven dargestellt
wird, auch wenn es dem eigenen Verständnis mitunter zuwider läuft;
dem Betroffenen eine feste Bezugsperson sein. Die emotionale Zuwendung
sollte an keinerlei Bedingungen oder Leistungen gebunden sein.
° Nicht nur das depressive Verhalten wahrnehmen, sondern auch positive
Verhaltensweisen und Äußerungen gezielt aufgreifen und verstärken und
damit ihr/sein Vertrauen in eigene Fähigkeiten stärken.
° Gut gemeinte, aber dann doch oberflächliche "Versprechungen"
vermeiden, die den ratlosen Kranken eher verunsichern wie: "Das
vergeht schon wieder" oder "Du musst Dich nur zusammenreißen".
° Ein ausreichendes Maß an Aufgaben mit dem Betreffenden festlegen,
das nicht in Überforderung, vor allem aber nicht in Unterforderung münden
darf. Auch kleine Erfolge positiv bewerten und diese verstärken. Wichtig
sind überschaubare und erreichbare Zwischenziele.
° Trotz allem können typische Ermüdungserscheinungen oder
Einwände auftreten, die Angehörige und Freunde in ihrer Beharrlichkeit
entmutigen. Aussagen wie etwa "Ich kann/will nicht mehr"
dürfen nicht als Widerstand oder Faulheit abgetan werden, denn
Erschöpfung, Kraft- und Mutlosigkeit sind typische Anzeichen der
Krankheit selbst.
° Geduld aufbringen, wenn man den Betroffenen aufheitern oder ablenken
möchte, zum Beispiel durch gemeinsame Aktivitäten. Aber auch Reizüberflutung
vermeiden und daran denken, dass der Heilungsprozess langwierig ist.
Was kann man selbst
tun?
* Geduld und positives Denken! Depressionen sind immer auch mit mit
Ängsten verbunden, egal, ob man selbst dies merkt oder nicht. Und Menschen
mit Ängsten denken verständlicherweise negativ.
* Bewegung und Aktivität: Diese Regel erscheint "banal",
wenn man depressiv ist ("Ich schaffe das sowieso nicht" /
Das hilft mir auch nicht"), ist aber oft erstaunlich wirksam.
Denn körperliche Aktivität stärkt immer das Selbstwertgefühl
und die Bereitschaft, sich seiner Angst und Depression zu stellen.
* Eine(n) Arzt/Ärztin aufsuchen, und zwar wirklich so rasch wie möglich!
Dabei ist die Suche nach einem fachkundigen Arzt/Therapeuten von entscheidender
Bedeutung. Hilfe bei dieser Suche bieten das "Berliner Bündnis
gegen Depression" und zum Beispiel auch der Lotsendienst der Kassenärztlichen
Vereinigung, der Berliner Krisendienst oder die Telefonseelsorge.
* Zu den wichtigsten Behandlungsmaßnahmen gehören verschiedene
Formen der Psychotherapie sowie Medikamente. Lassen Sie sich, wenn ihr
Therapeut/ihre Therapeutin die Einnahme von Antidepressiva empfiehlt,
nicht durch völlig überholte Behauptungen zum Beispiel über
Suchtpotential oder Nebenwirkungen verunsichern. Moderne Antidepressiva
sind wirksam. Allerdings ist die individuelle Wahl des richtigen Arzneimittels
entscheidend. Deshalb ist es wichtig, einen Facharzt/eine Fachärztin
(für Psychiatrie) zu Rate zu ziehen.
* Akzeptieren Sie Ihre Krankheit. Aber versuchen Sie immer wieder, sich
ihrer Stärken und der positiven Seiten ihres Lebens bewusst zu werden,
auch wenn es Ihnen manchmal unmöglich erscheint. Tun Sie sich Gutes.
Erhalten Sie Ihre Freundschaften. Lassen Sie sich von Freunden und Angehörigen
zu Aktivitäten bewegen, die Ihnen früher Freude gemacht haben.
Setzen Sie sich zum Ziel, besser mit belastenden Situationen umgehen und
manchmal auch "nein" sagen zu können. Streben Sie an, wichtige
Entscheidungen selbst zu treffen, aber tun Sie dies erst, wenn Sie sich
wirklich wieder etwas besser und dazu in der Lage fühlen.
* Denken Sie daran,
dass Depressionen gut behandelbar sind!
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